Symposium 2008: Bericht
IV. Symposium „Suryoye-l-Suryoye“
Nachdem die Fundatio Nisibinensis bzw. KrAS (Kreis Aramäischer Studenten) in den Jahren 2002, 2004 und 2006 ihr erfolgreiches Symposium von Aramäern für Aramäer („Suryoye-l-Suryoye“) in Deutschland veranstaltet haben, fand das vierte Symposium in Södertälje, Schweden statt. Das Symposium fing Freitag den 03. Oktober 2008 in den Konferenzräumen von Hagaberi. um 16 Uhr an. Die Eröffnungsrede hielt Gründungsmitglied und derzeitiger Vorsitzender Zeki Bilgic aus Heidelberg. Er hieß alle Gäste herzlich willkommen, stellte das Programm der nächsten Tage vor. Am Symposium nahmen ca. 40 Leute teil. Aus Schweden war nur eine geringe Anzahl an Akademikern und Studenten vertreten.
Am Freitag hielt Jan Beth-Sawoce, M.A. aus Stockhohn einen interessanten Vortrag, welches den Titel „A Meselmeniye manne?” trug. Er zeigte auf das „Meselmeniye” die türkische Bezeichnung für zum Islam konvertierte Christen sei und eine Verniedlichung der Bezeichnung Moslem sei. Neben der Bedeutung der Bezeichnung „Meselmeniye” erörterte er auch die Beziehung zwischen konvertierten Muslimen und Muslimen bzw. konvertierten Muslimen und Christen.
Den zweiten und letzten Vortrag am Freitag hielt Hana Malle aus Schweden.Sie ist
Oberstufenlehrerin in einem städtischen Gymnasium und hat bisher drei Bücher veröffentlicht. Der Vortrag handelte über ihr viertes Buch, dass in Kürze veröffentlicht wird.
Am Samstag begann der Tag mit einem Vortrag von Metin Rhawi aus Schweden. Ob Suroyo TV in der Vergangenheit einen Beitrag zur Förderung der Kultur unseres Volkes geleistet hat lies er offen. Er forderte die Zuhörer auf sich selbst ein Urteil zu bilden. Zumindest eins tut seiner Meinung nach Suroyo TV auf alle Fälle. Es bietet eine Plattform für alle Aramäer weltweit um Ihre Aktivitäten und Ihre Künste der breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Vor allem Musiker haben in der Vergangenheit von dieser Plattform Gebrauch gemacht.
Am Samstagvormittag referierte noch Naures Atto aus Leiden in Holland (Thema: Flock without a shepherd – discourses of Suryoye elite about ther leadership).
David Gelen aus Heidelberg in Deutschland (Thema: The Definition of nation and Minority in the Ottoman Empire and the Republic of Turkey) und Raid Scharbel Gharib aus Tübingen in Deutschland (Thema: Nation and Identity – the quest for a feasible societal model). Scharbil Gharib hat in seinem Vortrag versucht eine sehr emotionale Frage nüchtern und wissenschaftlich zu analysieren und wenn möglich zu beantworten. Im Vortrag von Hr. Gharib wurde vor allem deutlich, dass die eindeutige Beantwortung dieser Fragestellung nicht einfach sei und wie er zu Anfang des Vertrages als gute Nachricht mitteilte haben nicht nur die Aramäer dieses Problem. Für die Komplexität dieses Problems stellte er den Prozess der Meinungsbildung bei dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Afrem Barsoum dar. Mor Afrem Barsoum betitelte unser Volk in den 30-er Jahren noch mit Assyrer-Chaldäer. So auch der damalige chaldäische Patriarch. In den 60-er sagt Mor Afrem Barsoum in einem seiner letzten Bücher, das sich unser Volk auf das Volk der Aramäer zurück beziehen kann. Die Entwicklung bei Mor Afrem und vieles mehr, was im Vortrag genannt wurde, haben deutlich gezeigt, dass die Beantwortung dieser Frage nicht leicht ist.
Nach einer kurzen Mittagspause referierten Musa Erdis aus Örebro, Schweden (Thema: Aufbau eines Wörterbuches Schwedisch-Suryoyo/Suryoyo-Schwedisch).
Joseph Saouk aus Stockholm, Schweden (Thema: Quo vadis Turoyo, a description of the Situation and needs of Turoyo).
PD Dr. Shabo Talay aus Erlangen in Deutschland (Thema: Welche Sprache? Hindernisse auf dem Weg einer Einheitssprache für das Volk der Suryoye).
Im Anschluss dieser Vorträge wurde der Helga-Anschütz-Award zum ersten Mal zelebriert. PD Dr. Shabo Talay stellte die zuerst die Idee und die Historie des Awards vor. Frau Helga Anschütz war eine Orientalistin aus Hamburg, die einen Großteil ihres Lebens damit verbracht hat über unser Volk zu forschen und über uns Bücher zu schreiben. Ihre in mehreren Reisen gesammelten Materialien sind heute für unser Volk von unschätzbarem Wert. Sie war bis an ihr Lebensende im Jahr 2006 eine Freundin der syrischen Christen (so wie sie uns stets nannte). In ihrem Testament hat sie PD Dr. Shabo Talay einen Großteil ihres Vermögens vermacht. Mit diesem Vermögen hat PD Dr. Shabo Talay und die Fundatio Nisibinensis den Helga-Anschütz Award ins Leben gerufen. Mit diesem Preis werden Individuen oder Institutionen geehrt, die eine herausragende Leistung für die syrischen Christen geleistet haben.
Unter knapp 20 Vorschlägen für evtl. Preisträger gingen die Awards an Malfono Isa Garis aus dem Kloster Mor Gabriel in Tür Abdin und an Jan Beth-Sawoce aus Stockholm. Isa Garis wurde für seine Arbeit als Oberlehrer von Tür Abdin geehrt. Er hat in den letzen 40 Jahren den Christen im Tür Abdin viel Halt gegeben und steht wie kein anderer für die Klosterschule von Mor Gabriel. Jan Beth-Sawoce wurde geehrt weil er wie ein Eremit fleißig Zeitzeugenberichte sammelte und niederschrieb. Für Isa Garis, der nicht anwesend war, nahm David Gelen den Preis entgegen. Jan Beth-Sawoce nahm freudig die Ehrung an und bedankte sich bei den Anwesenden und vor allem bei PD. Dr. Shabo Talay. In seiner Dankesrede erzählte er außerdem von seiner Begegnung mit Helga Anschütz in Midyat.